Rina: Der Tiefpunkt meines Lebens
Manchmal kann das Leben uns an den Rand des Abgrunds führen, wo wir verzweifeln und die Dunkelheit überhandnimmt. So erging es mir 2019. Ich war geplagt von Panikattacken und Angstzuständen, ich konnte nicht mehr schlafen, nicht mehr essen. Über Monate hinweg lag ich nächtelang wach, geplagt von Schüttelfrost, Schweißattacken und Nervenschmerzen im ganzen Körper. Ich baute von Woche zu Woche weiter ab, bis ich mich am absoluten Tiefpunkt befand. Innerhalb von wenigen Wochen verlor ich nicht nur an Gewicht, sondern auch meinen Lebenswillen. Niemand schien mir helfen zu können, und die Ratschläge der Ärzte waren für mich nur weitere Frustration. Überwältigt von Verzweiflung und einem Gefühl des Ausgeliefertseins wandte ich mich an verschiedene Krankenhäuser in der Hoffnung auf eine Antwort. Doch sie schickten mich immer wieder nach Hause und empfahlen mir “Verhaltenstherapien sowie eine Auseinandersetzung mit möglichen Traumata aus meiner Kindheit”. Ich verstand die Welt nicht mehr, fühlte mich alleingelassen und verstand nicht, was mit mir los war. Dabei wünschte ich mir nichts sehnlicher, als wieder normal zu sein - so wie vorher: unbeschwert, ohne Leid, ohne Schmerzen, ohne diese ständige Angst.
In meinem Kampf gegen die Symptome wurde schließlich die Achtsamkeit zu meinem treuen Begleiter und rettete mir letztendlich das Leben.
Unbeirrt blieb ich auf der Suche nach Heilung, und so begann schließlich meine Reise der Achtsamkeit. Für mich eine absolute Offenbarung. Ich verschlang Bücher, besuchte zahlreiche Kurse und erlernte Techniken, mit denen ich es schaffte, mein Nervensystem zumindest in Teilen selbst regulieren zu können. Wenn mir die Ärzte schon nicht helfen wollen, dann muss ich es selbst in die Hand nehmen: Ich passte meinen Lebensstil an und versuchte einen achtsamen Umgang mit mir selbst aufrecht zu erhalten. Der Verzicht auf Alkohol sowie eine ausgewogene gesunde Ernährung waren nur der Anfang der vielen Veränderungen, die ich vornahm. Ich lernte wie Körper, Geist und Seele miteinander zusammenhängen und integrierte Meditationen in meinen Alltag, um die Verbindung zu mir selbst wieder zu finden.
Im Laufe der Monate gewann ich nach und nach immer mehr Vertrauen in mich und meinen Körper zurück. Der Weg war anstrengend und das Größte, was ich jemals in meinem Leben geschafft habe! Es gelang mir, wieder etwas Harmonie in mein Leben zurückzubringen und mit gezielten Übungen und einer gewaltigen Lebensumstellung war es mir letztendlich möglich, wieder Stabilität in mein Leben zu bringen. Die Panikattacken wurden weniger, der Schlaf verbesserte sich und ich fing an, wieder ausreichend essen zu können. Die Angst vor “Rückfällen” und den unerträglichen Schmerzen blieb zwar ein ständiger Begleiter, sie hielt mich aber nicht davon ab, positiv in die Zukunft zu schauen und mein Leben zu genießen.
Ich lernte Chris kennen, wie verliebten uns, ich wechselte den Job, wir zogen zusammen, dann kam der Antrag, die Hochzeit und unsere Flitterwochen. Alles war perfekt! Doch dann….
…traten die Symptome 2022 wieder auf! Ich war völlig verzweifelt. Die Schmerzen, die Schlaflosigkeit, die Panikattacken - sie hatten mich erneut fest im Griff. Schlagartig fühlte ich mich in meine düsterste Phase zurückversetzt und fragte mich: Warum zur Hölle passiert mir das schon wieder? Was stimmte nicht mit mir? Wieso?! Ich hatte doch alles getan, um wieder gesund zu werden. Enttäuschung um Enttäuschung folgte, als ich erneut von Arzt zu Arzt lief, von Krankenhaus zu Krankenhaus, von Therapeut zu Therapeut.
Doch irgendwann spürte ich, dass ich mich auf die Ärzte und unser Gesundheitssystem nicht mehr verlassen konnte und begab mich schließlich selbst auf die Suche nach Antworten. Wieder durchforstete ich Bücher, las unzählige Artikel und stöberte in Internetforen, um mehr zu erfahren. Mein Bauchgefühl sagte mir, das ist mehr als “nur” eine Angststörung. Ich war überzeugt, dass es eine tieferliegende Ursache geben musste. Und dann, endlich, fand ich die Antwort, nach der ich so lange gesucht hatte:
Neuro Lyme Borreliose im Spätstadium
Wer es nicht weiß: Borreliose ist eine Krankheit, die durch den Biss infizierter Zecken übertragen wird. Die Erkrankung kann vielfältige Symptome hervorrufen und wird oft übersehen oder falsch diagnostiziert. Vor allem aber tarnt sie sich als andere Krankheiten und bei jedem Menschen sind die Symptome verschieden.
Die Verbindung zwischen meinen Symptomen und der Borreliose war plötzlich kristallklar. Ich hatte endlich eine Erklärung für das, was mit mir geschah. Doch diese Erkenntnis allein reichte nicht aus. Ich musste weiterkämpfen, um die richtige Behandlung zu finden, denn trotz der eindeutigen Blutergebnisse, negierten die Ärzte meine Krankheit und stempelten mich als “labil und psychisch traumatisiert” ab. Hier muss man wissen, dass die medizinische Forschung im Bereich Borreliose (nicht nur in Deutschland) ziemlich hinterherhinkt und unser Gesundheitswesen wenig fachspezifische Kenntnisse über die sehr individuellen Verläufe dieser Infektionskrankheit hat. Ich wusste, dass ich wieder auf mich selbst vertrauen musste, um den Weg zur Heilung zu finden.
Ich suchte nach Ärzten und Therapeuten, die auf Borreliose spezialisiert waren und fand schließlich sogar einen Facharzt in Rheinland-Pfalz. Ich war so glücklich, als ich endlich ernst genommen wurden und ich eine Behandlung beginnen konnte, die auf meine individuellen Bedürfnisse zugeschnitten war. Es war ein weiter Weg, doch nach und nach begann sich mein Zustand zu verbessern. Mit der richtigen Medikation (ich rede hier von 12 Pillen am Tag), einer gezielten Ernährungsumstellung (basisch, kein Fleisch, kein Alkohol), der Einnahme von Vitaminen (insbesondere B12 und D3), den Verzicht auf hormonelle Verhütungsmethoden (Hormon-Spirale) sowie der Integration von achtsamen Praktiken in meinen Alltag konnte ich meine Symptome im Laufe der Jahre unter Kontrolle bringen und fühle mich mittlerweile wieder lebendig. Die Unsicherheit schwingt zwar weiterhin mit, aber ich habe gelernt, den gegenwärtigen Moment zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen.
Heute, 6 Jahre nach dem ersten Ausbruch meiner Erkrankung, kann ich sagen, dass dieser holprige Weg der (Selbst-)Heilung mein Leben extrem transformiert hat. Ich bin zwar nicht mehr die gleiche Person wie vorher, aber das ist auch gut so. Ich habe Frieden mit dem Verlust der "alten Rina" geschlossen und erkannt, dass ich durch diese Erfahrungen stärker und weiser geworden bin als ich es je war. Meine Geschichte soll auch als Erinnerung daran dienen, wie wichtig es ist, auf die eigene Intuition zu hören und nach Antworten zu suchen, wenn uns das herkömmliche Gesundheitssystem im Stich lässt. Es ist außerdem eine Erinnerung daran, unseren Körper und Geist als Ganzes zu betrachten und nach ganzheitlichen Lösungen zu suchen. Und vor allem ist es eine Ermutigung für all jene, die mit ähnlichen Herausforderungen kämpfen:
Glaubt an euch selbst, lasst euch nicht entmutigen und findet euren eigenen Weg zur Heilung.
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